Kennst Du die zehn biblischen Plagen, mit denen Gott den ägyptischen Pharao bestrafte, noch weit vor der Zeit als Winnetou in die Ewigen Jagdgründe eingegangen ist? An die 8. Plage fühlte sich wahrscheinlich unsere Gastgeberin in unserem letzten Urlaub erinnert: die Heuschrecken, die einst alles Grüne von Bäumen, Sträuchern und Feldern wegfraßen.

Wenn Grasfresser wie wir in den Urlaub fahren, dann ist etwas Planung im Vorfeld von Nöten. Wir machen am liebsten in einer gut ausgestatteten Wohnung oder in einem Haus Urlaub, weil wir dort autark sind und ich uns immer etwas Schönes zu essen zaubern kann. Dieses Jahr sind wir wieder in unser Märchendorf nach Österreich gefahren: Brandenberg in Tirol. Hier oben in den Bergen ist die Welt noch in Ordnung. Eine wunderschöne Natur mit einem atemberaubenden Bergpanorama. Eine Luft, die nach frisch gemähten Wiesen, auf denen unzählige Wildkräuter wachsen, und Zirbenholz duftet. Menschen, die einen mit einem freundlichen „Griaß Di!“ begegnen und mit denen man auch mal über den Gartenzaun ein bisschen schnacken kann. Wenn Du hier oben jedoch das Wort „vegan“ über die Lippen bringst, dann kann es schon passieren, dass man dich entweder für einen Außerirdischen hält oder Du den Menschen erklären musst, was das überhaupt bedeutet. Aber was tut man nicht alles, damit man seine Botschaft überallhin verkündet! Natürlich habe ich mich sehr gerne von den Einheimischen als Entwicklungshelfer engagieren lassen und im Gegenzug dafür durfte ich kostenlos auf ihren Wildkräuterweiden nach aller Herzenslust grasen, wenn mir danach war.

Nun möchte ich aber zurück zum Anfang kommen. Unsere Gastgeberin war ebenfalls ein herzensguter Mensch. Wir hatten nicht nur einen traumhaften Blick aus unserer Wohnung auf den angrenzenden Wälder und das gegenüberliegende Sonnwendjoch, wir konnten auch direkt das Objekt der Begierde in Augenschein nehmen: ein selbst angelegter Kräuter- und Gemüsegarten. Außen am Zaun wuchsen rote, weiße und schwarze Johannisbeeren, dazu noch Himbeeren und Stachelbeeren. So kam es vor, dass unser Lütter das ein oder andere Mal ausgebüxt war und unten mampfend am Gartentor von uns erwischt wurde. Als wir dann noch das freundliche Einverständnis bekamen, uns nach Herzenslust dort bedienen zu dürfen, haben wir nicht lange gefackelt. Nach unserem einwöchigen Aufenthalt sah der Garten wohl ungefähr so aus wie einst das Land des Pharaos nachdem die Heuschrecken dort ihr stifteten 😉 Na gut, ganz so schlimm war es nicht, zumal wir von unserer Gastgeberin für zu Hause noch einen grünen Korb mit Leckereien aus ihrem Garten erhalten haben. Bei einem kleinen Abschiedsspaziergang hat dann unser Lütter noch den Himbeerstrauch einer Nachbarin mit ihrem Einverständnis plündern dürfen und dann ging es zurück auf die Heimreise.

Ich habe für dieses wunderbare Pesto echte Nährstoffbomben bunt kombiniert. In dieses Pesto kamen Giersch, Brennnesseln, ein paar Blätter Salbei, Rucola, Löwenzahn und Spitzwegerich. Dazu haben wir noch eingelegten Bärlauch bekommen, die unser Hausherr auf einer Alm in 2000 Metern Höhe gesammelt hat, das war natürlich etwas ganz Besonderes. Wenn Du Dich mit Wildkräutern nicht auskennst, dann geh bitte nicht vorher sammeln, bevor Du eine Wildkräutersammlung mitgemacht hast. Solche Wanderungen werden heute überall in Deutschland angeboten. Du kannst das grüne Pesto auch mit frischem Basilikum zubereiten. Und wenn Dich jetzt nochmal jemand fragen sollte, woher Veganer überhaupt ihre Nährstoffe bekommen, dann mach diesen Leuten solch ein grünes Pesto aus Unkraut… Anschließend werden sie wahrscheinlich ähnlich wie Popeye nach dem Genuss von Spinat aus allen Nähten platzen 😉

Unser Paradies: der Kräutergarten
Das hauseigene "Unkraut"
Das Endprodukt: "Unkraut-Pesto" ;)

Für ca. 6 – 8 Portionen Pesto

  • 150g essbares Grünzeug aus dem Garten (frisches Basilikum oder was anderes Grünes, das Du gerne isst)
  • 125ml Olivenöl
  • 25g Hefeflocken (als Ersatz für Parmesan, ist aber nicht zwingens notwendig, wenn Du keine da hast)
  • 80g Nüsse (Pinienkerne, Mandeln, Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Cashews usw.)
  • Salz & Pfeffer

Grünzeug waschen und klein hacken (so klein wie möglich, dann hat der Mixstab nicht so viel Arbeit). Dann zusammen mit den restlichen Zutaten in ein hohes Gefäß geben und alles pürieren. Das Pesto dann unter Nudeln heben und genießen. Es schmeckt auch sehr gut als Aufstrich oder einfach so zu Kartoffeln. Du kannst auch eine bunte Gemüsepfanne machen und am Ende etwas von dem Pesto untergeben. Zum Lagern gibst Du das Pesto in ein sauberes Schraubglas. Dann bis zum Rand mit Öl aufgießen und in den Kühlschrank stellen. Das hält sich auf diese Weise mehrere Wochen. Wenn Du das Pesto zunächst ohne Nüsse herstellst und dann die Masse in ein Schraubglas gibst und mit Öl aufgießt, dann hält es sich sogar mehrere Monate.

Arbeitszeit: ca. 5-7 Min.

Wenn Du nicht oft Wildkräuter isst, dann taste Dich erst mal langsam an den Geschmack ran und nimm einen Teil Basilikum und einen Teil Wildkräuter