Früher war alles besser, hört man ja immer wieder. So ganz kann ich das nicht bestätigen, denn unser diesjähriger Urlaub war wirklich super. Wir waren in einem großartigen Bio-Hotel, haben ganz viel saftiges Gras zu essen und regionale Steine zum Lutschen bekommen. Wir waren nur unweit von einem ganz romantischen und verwunschenen Ort entfernt, wo ich früher mit meinen Eltern und Geschwistern häufiger war: in Brandenberg in Tirol. In einem VW-Käfer sind wir einst zu fünft mitten in der Nacht aufgebrochen und waren eine gefühlte Ewigkeit unterwegs. Die letzten Kilometer waren meist die beschwerlichsten. In Kramsach angekommen, mussten wir noch ca. 500 Höhenmeter nach Brandenberg zurücklegen. Der Weg ging steil aufwärts an schmalen Straßen entlang, direkt an einem Berg hinauf und das auch noch ohne Leitplanken. Wenn mein Vater nur 0,5 km/h zu schnell in die Kurven ging, was bei ihm sehr selten vorkam, denn er war ein ausgesprochen gemütlicher und entspannter Fahrer, der es wahrscheinlich nicht mal bemerkt hätte, wenn man ihm während der Fahrt das Gaspedal ausgebaut hätte, dann hing meine Mutter mit beiden Händen an der Tür und schrie ganz laut:
“STUMMEL!!!! NICHT SO SCHNELL!!!”

“Stummel”, so nannten sie sich beide gegenseitig. Woher dieser Kosename kam, weiß ich bis heute nicht. Wir waren meistens mit den Wolniks zusammen im Urlaub. Keine Sorge, die Ähnlichkeit des Nachnamens mit den Wollnys ist wirklich nur rein zufällig. Das Stammesoberhaupt der Familie Wolnik, mein Onkel Hannes, war ein ähnlicher “Auf-Den-Putz-Klopper” wie mein Vater. Jedes Mal, wenn sie in Brandenberg ankamen (und sie waren sehr oft zusammen da), dann haben sie zu dem mächtigen Berg “Guffert” aufgesehen und rumposaunt, dass sie ihn dieses Jahr erobern werden. Wir waren tatsächlich viel wandern und haben das ein oder andere Gipfelkreuz erklommen, aber der Guffert war eine andere Nummer. Diesem Gipfel sind mein Vater und Onkel Hannes immer dann am nächsten gewesen, wenn sie sich das dritte Bier bestellt oder zum Brötchen holen beim damaligen Tante Emma Laden waren, der in die Richtung des Gufferts zeigte.

Wenn ich heute zu diesem Gipfel sehe, dann sehe ich dort oben meinen Vater sitzen. Wenn ich durch die atemberaubende Kaiserklamm gehe, dann sehe ich ihn dort am Rande der Brandenberger Ache in seiner legendären 70er-Jahre-Badehose (braun/weiß/orange) in der Sonne liegen. Wenn ich durch den Ort gehe, in dem sich kaum was verändert hat und der immer noch so liebenswert ursprünglich ist, dann sehe ich ihn auf der Terrasse des Ascherwirts oder beim Zitherabend beim Neuwirt sitzen mit einem Bier in der Hand.

Es gibt sogar noch den Schuhmachermeister im Ort, bei dem wir früher immer gewohnt haben. Zum Frühstück gab es weiße Brötchen und Marillenmarmelade. Im Garten unserer Gastgeber gab es auch Marillenbäume, von denen wir uns als Kinder welche gepflückt haben. Bei uns heißen Marillen Aprikosen, was könnte denn da besser passen als die super leckere Tarte Tatin mit Aprikosen von Frau Birdsen…!

Brandenberg
Kaiserklamm

Zutaten für eine 26er Tarteform:

Aprikosen waschen, halbieren und entkernen. Fruchtfleisch je nach Größe vierteln oder achteln. Tarteform einfetten. Ofen auf 220°C vorheizen (Umluft: 200°C). Den Boden der Form mit braunem Zucker gleichmäßig ausstreuen und im heißen Ofen kurz karamellisieren lassen. Form rausnehmen und etwas abkühlen lassen.
Aprikosen mit der Wölbung nach unten auf dem Karamell verteilen. Ofen auf 180°C reduzieren, Umluft auf 160°C. Den Rest der Margarine und Zucker schaumig rühren. Backpulver, Salz und Mehl mischen und sieben. Im Anschluss die Mehlbackpulvermischung, Eiersatz und Mandelmilch im Wechseln unterrühren. Mandeln unterziehen.
Teig auf die Aprikosen in die Form geben und glatt streichen. Den Kuchen ca. 30 Min. goldbraun backen. Tarte Tatin herausnehmen, auf eine Kuchenplatte stürzen und die Backform behutsam abnehmen. Nun die Tarte auskühlen lassen.

Arbeitszeit: ca. 40 Min.
Backzeit: ca. 30 Min.

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Die Anregung für dieses Rezept stammt aus der Zeitschrift: Lisa – Das Trend-Magazin für Back-Feen & Nachkatzen Ausgabe Juni/Juli/August 2012

Einen Schlag Kokossahne oben drauf und das Glück ist perfekt 🙂