Vor knapp 20 Jahren dachte ich zum ersten Mal so richtig ernsthaft über mein Leben nach. Ich lebte in einem tollen Haus mit trinkfreudigen Nachbarn. Die Türen standen jederzeit offen, falls man mal etwas brauchen sollte. Bei Andi gab es aber im Grunde nichts außer Weizenbier und schlechten CD’s und bei Gerd wenigstens Käse und weißes Toastbrot, was seine Mutter ihm immer gekauft hat, weil er selbst das nicht alleine konnte. Immerhin hatte er auch noch Bier, aber leider ebenfalls viele schlechte CD’s in seinem Portfolio. Ich hatte Arbeit, eine Menge Freunde, viel Spaß, war handwerklich ein Totalversager, aber das konnten meine Jungs für mich ausgleichen, deswegen hat mich das selten gekümmert. Da ich nicht besonders anspruchsvoll gewesen bin, war im Grunde alles gut so wie es war.

Eine Sache störte mich aber ganz besonders, das war die Abhängigkeit von den Kochkünsten meiner Mutter und den Restaurants, weil ich einer von den Leuten war, die Spiegeleier anbrennen ließen und sich selbst nicht mal dazu in der Lage sahen, eine chemische Tütensoße in Wasser einzurühren. Sonntags gab es immer Essen bei meinem alten Freund Polle, der Tag war also sicher. Die restlichen Tage in der Woche sahen aber eher schlecht aus, deswegen musste ich nun selbst handeln.

Dann kam der Augenblick, der alles geändert hat. Ich sprach mit meinem Lieblings-Kollegen Paco über mein Problem. Paco war ein wunderbarer Italiener aus der Nähe von Neapel, wenn ich mich richtig erinnere. Er war immer gut gelaunt, bunt gekleidet und ich liebte es, wenn er mich mit einem lauten „PÄFFÄÄÄÄ!!!!“ begrüßte. Er hat mich in die geheime Welt des Kochens eingeweiht und mir erklärt, wie seine Mutter eine ordentliche Bolognese zubereitet. Ich war stolz wie Oskar als ich sie das erste Mal gemacht hatte und habe immer gleich literweise dieses Zeug gekocht und eingefroren. Da außer Rinderhack in dem Original-Rezept nichts Tierisches enthalten war, koche ich das Rezept natürlich auch heute noch. Und dabei denke ich immer an meine Freunde Paco & Andi, die leider vor einigen Jahren schon viel zu früh von uns gegangen sind. Dieses Rezept ist für Euch, Jungs!

Zutaten für ca. 8 – 10 Portionen Soße:

  • 3 Zehen Knoblauch
  • 2 Zwiebeln
  • 3 Karotten
  • 2 Stangen Staudensellerie
  • 2 EL Olivenöl
  • 200ml Rotwein
  • 1 kl. Dose stückige Tomaten à 400g
  • 2 Flaschen passierte Tomaten à 660ml
  • 150g Tomatenmark
  • 1 Pck. Soja-Hack oder Räuchertofu (kann man auch weglassen)
  • 2-3 EL Salz
  • 3 Lorbeerblätter
  • Pfeffer
  • Schärfe nach Geschmack
  • Kräuter (Oregano, Rosmarin oder Thymian)

Das Entscheidende für diese Soße ist das sogenannte „Soffritto“, das ist die Basis vieler Pasta-Soßen aus Karotten, Zwiebeln und Staudensellerie.

Zwiebeln, Knoblauch, Sellerie und Karotten putzen und schälen und dann ab in den Zerkleinerer. Das Olivenöl in einen Topf geben und erhitzen, dann bei mittlerer Hitze das Gemüse auf niedriger Flamme ungefähr 10 Min. etwas garen (alternativ das Soja-Hack noch mit einer Gabel zerbröseln und vor dem Gemüse zuerst anbraten) . Nun das Tomatenmark hinzufügen und mit dem Gemüse zusammen anrösten. Mit dem Rotwein ablöschen und den Wein fast vollständig einkochen lassen. Anschließend die Tomaten und die Lorbeerblätter zugeben und etwas salzen. Die Soße lässt man jetzt mindestens eine Stunde vor sich hin köcheln und rührt sie ab und an um. Dieses Rezept habe ich von meinem ehemaligen, ganz tollen Kollegen Paco aus Neapel, der leider viel zu früh verstorben ist. Er hat diese Soße bis zu 4 Stunden köcheln lassen. Wer die Zeit hat, sollte die Soße ruhig länger im Topf lassen. Sie schmeckt aber auch nach einer Stunde schon ganz hervorragend. Zum Schluss noch mit Salz, Pfeffer und Schärfe (z. Bsp. Chili) abschmecken und wer mag, kann auch gerne noch Kräuter (z. Bsp. Oregano und Thymian) zufügen, ich lasse sie aber meistens weg.

Ich koche von der Soße immer gleich einen großen Topf (ca. 3 Liter), weil man sie sehr gut einfrieren kann und sie sich mehrere Tage im Kühlschrank hält. Wenn man also ein paar Tage später Lasagne machen möchte, muss man nicht mehr viel vorbereiten und hat die meiste Arbeit schon hinter sich.

Arbeitszeit: ca. 30 Min.

Kochzeit: mind. 1 Stunde

Den Rotwein kann man auch durch Traubensaft und einen guten Schuss Balsamico-Essig ersetzen