Ich habe heute Sauerkraut-Lasagne gemacht. Wenn jetzt meine Nachbarin (*) von gegenüber durch das Fenster sehen könnte und das sehen würde, dann müsste ich mir sicher irgendeinen blöden Spruch anhören.

„Sauerkraut-Lasagne? Was ist das denn für eine irre Kombination? Willst Du etwa die italienische Küche damit auf die Schippe nehmen? Sauerkraut-Lasagne…wie wäre es denn noch mit einer Pizza und Frankfurter Würstchen drauf?“

Ich kann diese arrogante Tante nämlich überhaupt nicht leiden. Sie stolziert immer über die Straße wie eine feine Dame und würdigt mich auf der anderen Seite keines Blickes. Jeden Tag schleppt sie nachmittags prall gefüllte Tüten mit nach Hause, hat die Fenster abgedunkelt und macht mit ihrer Sonnenbrille einen auf Superstar, auch wenn die Sonne gar nicht scheint. Wahrscheinlich säuft sie auch noch und macht da irgendwelche komischen Sachen, die niemand sehen darf. Wieso gönnt sie mir eigentlich meine Sauerkraut-Lasagne nicht? Ich hasse diese Vorurteile. Ganz besonders dann, wenn Menschen mich überhaupt nicht kennen und dann auch noch von einer Frau wie ihr. Als ob sie nicht schon genug Probleme damit hat, weil sie bestimmt nicht Autofahren kann, wie alle anderen Frauen auch. Ich lasse mir mein Essen jedenfalls nicht vermiesen. Meine Lasagne ist super, das weiß ich genau. Wahrscheinlich zieht sie meine Kochkünste deswegen durch den Soja-Kakao, weil sie selbst hinter dem Herd eine ganz lasche Nummer ist. Nee, Fräulein, nicht mit mir! Mit mir nicht! Ich lasse mir von Dir meine Sauerkraut-Lasagne nicht schlecht reden. Aber irgendwann ist das Maß auch mal voll, dann hat selbst ein ausgeglichener Schöngeist wie ich seine Schmerzgrenze erreicht. Wie lange soll ich mir diese Unverschämtheiten denn noch gefallen lassen von so einer leeren Hülle, die auf dieser Welt nur Luft verbraucht und sonst keine weiteren sinnvollen Aufgaben hat?

Bestimmt liegt sie auch noch dem Staat auf der Tasche und verjubelt meine Steuergelder. Mir reicht es jetzt wirklich. Bis hier hin und nicht weiter! Ich werde ihr jetzt mal ordentlich und ganz gepflegt die Visiten …ähem… die Leviten lesen. Wutschnaubend marschiere ich über die Straße und klingele an ihrer Haustür.

„Es ist leichter, ein Atom zu spalten,
als ein Vorurteil.“ – Albert Einstein

„Guten Tag!“
„Ähem….ich wohne gegenüber von ihnen und kann ihre Anfeindungen gegen meine Person nicht länger dulden. Und wenn ich Sauerkraut-Lasagne essen will, dann geht sie das doch wohl überhaupt rein gar nichts an!“
„Entschuldigen Sie bitte. Leider kann ich sie sehr schlecht verstehen, ich höre ohne meine Hörgeräte sehr schlecht und habe auch noch eine Sehbehinderung. Wer sind Sie und was darf ich Ihnen denn Gutes tun?“
„Ja….also….ich wohne gegenüber und ich….“
„Oh, ein Nachbar. Wie schön. Kommen Sie doch bitte erst mal rein und setzen Sie sich schon mal in die Küche. Ich habe die Fenster dort abgedunkelt, weil sie Sonne meistens direkt hineinstrahlt und sich der Raum dann immer so aufheizt. Meine pflegebedürftige Mutter mag die Wärme nicht so gerne, sie liegt im Zimmer nebenan. Nehmen Sie doch bitte Platz! Ich lege in der Zeit meine Hörgeräte an, schaue vorher noch nach ihr, und dann kümmere ich mich sehr gerne um Sie.“

2 Minuten später…

„Möchten Sie mit uns zusammen essen? Ich kaufe jeden Tag frisch ein und koche für mich und meine Mutter. Das ist uns wichtig, weil wir Essen lieben und ich möchte, dass sie jeden Tag etwas Gutes bekommt. Ich kann mich leider nicht den ganzen Tag um sie kümmern, weil ich noch halbtags in einer Einrichtung für schwer erziehbare Jugendliche arbeite. Meine Arbeit ist jedoch einfach wundervoll, sie erfüllt mich sehr. Es gibt heute übrigens Farinata-Bowl mit Bohnenmus, frischem Spinat, gebratenem Gemüse und Avocado. Mögen Sie das?”
„Ähem…ja. Ich denke schon.”
„Was für ein wunderschöner Tag heute. Nicht wahr? Aber sagen Sie mir doch bitte erst einmal den Grund Ihres netten Besuchs. Was darf ich denn für Sie tun, lieber Nachbar?”
„Ich habe nichts gesagt…!“

(*) Die Nachbarin wurde von mir übrigens frei erfunden 😉

Sauerkraut:

  • 1 Glas Sauerkraut ca. 650g
  • 2 Zwiebeln
  • 100g Räuchertofu
  • 1 EL Öl
  • 2, 3 Spritzer Sojasoße
  • Salz & Pfeffer
  • (glutenfreie) Lasagneplatten

Das Sauerkraut in einem Sieb abtropfen lassen, die Zwiebeln schälen und grob hacken. Den Tofu in kleine Würfel schneiden und in dem erhitzten Öl und stetigem Wenden für 2, 3 Minuten anbraten und mit Sojasoße beträufeln. Nun die Zwiebeln und das Sauerkraut mit in die Pfanne geben und ca. 10 Minuten leicht köcheln lassen. Mit Salz & Pfeffer abschmecken.

Arbeitszeit: ca. 10 Min. 


Für die Bechamelsoße:

  • 750 ml  Soja- oder Hafermilch
  • 2 Lorbeerblätter
  • 60 g pflanzliche Margarine oder Kokosöl
  • 60 g glutenfreies Mehl (z. Bsp. Bauckhof Bio-Mehl-Mix) oder normales Weizenmehl
  • Muskat
  • Salz und Pfeffer

Das Öl / Margarine in einem kleinen Topf schmelzen lassen, das Mehl unter ständigem Rühren einstreuen und dann die Milch zugießen. Nun die Lorbeerblätter mit in den Topf geben und die Soße kurz aufkochen. Ca. 10 Minuten einköcheln lassen bis die Soße schön sähmig ist. Zum Schluss mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken und die Lorberblätter wieder entfernen. Die Idee für die Soße habe ich bei chefkoch.de gefunden.

Von der netten Leserin Monika habe ich den Tipp erhalten, das Fett bei der Bechamelsoße einfach wegzulassen. Das spart Kalorien, wenn Du das möchtest. Zuerst das Mehl leicht im Topf erwärmen, dann die Flüssigkeit drauf und den Rest so wie oben beschrieben. Ich habe es noch nicht getestet, es hört sich aber für mich sehr gut an.

Arbeitszeit: ca. 10 Min.


Für den Hefeschmelz:

Bitte hier klicken 🙂


Nun eine hohe Auflaufform nehmen und den Boden mit Soße bedecken, darauf eine Schicht Lasagne, dann eine Lage Sauerkraut und in der Reihenfolge schichten bis die Zutaten aufgebraucht sind. Zum Schluss den Hefeschmelz oben drauf und alles bei 200°C Ober-/Unterhitze für ca. 45 Min in den Ofen. Ich heize bei Lasagne nicht vor.

Backzeit: ca. 45 Min.

Du kannst das Gericht auch als Nudelauflauf zubereiten, das verkürzt die Backzeit erheblich. Einfach nebenbei 500g Nudeln kochen, die noch gut bissfest sind (also kurz vor al dente). Dann die Nudeln in die Form geben, die Soße und die Sauerkraut-Mischung drüber und dann den Hefeschmelz zum Schluss oben drauf. Nach ca. 20 – 25 Minuten ist der Auflauf dann fertig.

Ganz besonders deftig schmeckt die Lasagne, wenn Du
noch Röstzwiebeln mit in die Soße gibst