Kennst Du auch Menschen, die mit ihren Finanzen nicht umgehen können? Und kennst Du auch Menschen, die am Monatsersten auf den Putz gehauen haben wie die Bekloppten und die restlichen Tage den Kitt vom Fenster kratzten? So einer war ich früher und das Beste war, dass ich daran auch noch Spaß hatte. Ja, es gab Tage, an denen ich mich mit etwas Kohle mehr in der Tasche wohler gefühlt hätte. Ich genoss jedoch in meiner Heimatstadt einen ausgezeichneten Ruf, weil ich mich stets vorbildlich verhalten hatte. Daher war ich in jeder Kneipe ein überaus gern gesehener Gast und es brandete immer lauter Jubel von dem Wirt auf, wenn ich die Tür zu seinem Etablissement geöffnet hatte. Zu trinken hatte ich also den gesamten Monat über, nur mit einem gefüllten Kühlschrank sah es meistens eher sehr bescheiden aus, von einer Ratsherrenpfanne konnte ich zu dieser Zeit jedenfalls nur träumen. Ich war ein großer Fan von Aldi-Baguettes, davon habe ich meistens gleich 6 Stück gegessen. Das hatte den großen Vorteil, dass ich den Rest des Tages kaum noch laufen konnte und sowieso nicht mehr zum Kühlschrank gekommen wäre. Falls abends dann Durst aufkam, verschwand der Hunger meistens ganz von selbst.

Wenn die Notlage ganz besonders groß war, dann konnte ich immer noch bei meinem legendären Nachbarn Gerd klingeln, denn auf ihn war absolut Verlass. Er war jeden Tag pünktlich zu Hause und landete dann umgehend auf seinem mindestens genauso legendären Ledersofa, das wirklich einen sehr guten Job gemacht hat. Außer an den Wochenenden, da traf ich ihn unten irgendwo in einer der zahlreichen Kneipen. Bei ihm gab es immer weißes Toastbrot und Käse. Ich habe ihn in meinem ganzen Leben auch nie etwas anderes essen sehen. Manchmal ist er ein wenig blass um die Nase, aber sein gazellenähnlicher Körper hatte sich vom Tag seines Auszugs aus der elterlichen Wohnung offenbar wunderbar auf die Ernährungsumstellung eingestellt. Koala-Bären ernähren sich schließlich auch nur von Eukalyptusblättern. Ein überaus langsamer Stoffwechsel macht es für sie möglich, das Futter sehr lange in ihrem Verdauungstrakt zu speichern.
Damit gewinnen sie das Maximale an Energie in Form von Nährstoffen. Durch diese extrem niedrige Stoffwechselrate haben Koalas einen sehr niedrigen Energiebedarf. Sie schlafen zudem am Tag zwischen 18-22 Stunden, auch das spart erheblich Energie.

Gerd hat sich diese Fähigkeiten offenbar zu Nutze gemacht und zerrt scheinbar heute noch von den Energiereserven, als er gut und ausreichend von seiner großartigen Mutter versorgt wurde. Das würde dann auch erklären, wieso er durch mich einmal krank geworden ist. Ich hatte zu Weihnachten einen bunten Teller mit zu ihm nach unten in die Wohnung genommen und habe ihm eine Mandarine geschält. Er warnte mich noch vor, weil diese Mandarine das erste Stück Obst in diesem Jahr für ihn wäre. Dennoch redete ich ihm gut zu, aber sein hochsensibler Organismus hat diesen Vitaminschock nicht verkraftet. Am nächsten Tag lag er tatsächlich flach, was mir sehr leid tat. Ich kann Dich aber beruhigen, denn er hat sich im Laufe der folgenden Jahre voll und ganz von diesem Schock erholt. Sein Körper funktioniert wieder wie ein Schweizer Uhrwerk und schnurrt wie ein Kätzchen.

Mir fällt gerade auf, dass ich sogar zu dieser Zeit schon vegane Phasen einlegte. Es gab einen Tag, da hatte ich noch ganz genau eine D-Mark in der Tasche, aber einen ratzekahl leeren Kühlschrank. Ich bin dann runter in den Supermarkt und habe mir für 99 Pfennige einen Beutel Karotten gekauft, den Rest durfte die Kassiererin großzügig verleckern. Ein ganz besonderer Tag war jedoch immer der 1. eines Monats für mich. Da habe ich mir zur Feier des Zahltages bei einem Imbiss in der Innenstadt immer zwei Portionen Ratsherrenpfanne und zwei Portionen Kartoffelbrei geholt. Da war, neben den Sonntagen, an denen ich bei Polle und Ela immer ein warmes Essen bekam, mein absoluter Feiertag. Dieses Festmahl habe ich nun in meiner Grasfresser-Version nach Veganizer-Art für Dich nachgebaut. Lecker, oder :)?

Für ca. 2 – 4 Portionen:

  • 400g braune Champignons
  • 400g Brokkoli
  • 1 Zwiebel
  • 1 EL Öl
  • 400ml Gemüsebrühe
  • 200ml Sahne
  • 2 EL (glutenfreies) Mehl
  • 1 EL Tomatenmark
  • Salz & Pfeffer

Zwiebel schälen und in Ringe schneiden, Brokkoli putzen, waschen und in Röschen teilen (oder TK nehmen), Champignons putzen und in feine Scheiben schneiden. Öl in einer hohen Pfanne erhitzen und die Zwiebeln und Champignons anbraten. Nun die Pilze wieder raus nehmen und Tomatenmark in die Pfanne geben und anrösten.
Das Ganze jetzt mit Mehl bestäuben und gut rühren, anschließend mit der Gemüsebrühe ablöschen und die Sahne mit eingießen. Jetzt den Brokkoli zugeben und alles kurz aufkochen. Bei geschlossenem Deckel ca. 10 Min. köcheln lassen bis der Brokkoli gar ist. Zum Schluss ggf. noch etwas andicken und mit Salz & Pfeffer abschmecken, evtl. noch etwas Brühpulver zugeben.

Das ist eine tolle Beilage für Bratlinge oder man macht sich Kartoffeln dazu. Natürlich geht das auch als Hauptgericht, in dem Fall reicht für 2 Personen, als Beilage für 4 Personen.

Arbeitszeit: ca. 15 Min.
Kochzeit: ca. 15 Min.

Zu der Ratsherrenpfanne passen Nudeln auch sehr gut